Elektronische Wegfahrsperre

Elektronische Wegfahrsperre

Die elektronische Wegfahrsperre (EWS) dient der Diebstahlsicherung und Startfreigabe.

Die EWS der 4. Generation ist eine Weiterentwicklung der bisherigen EWS. Diese Weiterentwicklung benutzt ein neues und modernes Verschlüsselungsverfahren.
Jedem Fahrzeug wird ein 128 Bit langer Geheimschlüssel zugeordnet. Dieser Geheimschlüssel wird in einer BMW Datenbank gespeichert. Damit ist der Geheimschlüssel nur BMW bekannt.

Der Geheimschlüssel wird in folgende Steuergeräte programmiert und verriegelt:

Wenn der Geheimschlüssel in den Steuergeräten verriegelt ist, kann er nicht mehr gelöscht oder geändert werden. Somit ist jedes Steuergerät einem bestimmten Fahrzeug zugeordnet. Die Steuergeräte identifizieren sich mit dem Geheimschlüssel und dem gleichen Algorithmus gegenseitig.

Bei der EWS der 4. Generation entfällt die direkte Leitung (EWS-Datenleitung) zwischen DME/DDE und CAS (nicht E83).
Zur Datenübertragung des EWS-Signals werden die CAN-Datenleitung (PT-CAN und K-CAN) und der K-Bus (auch CAS-Bus genannt) genutzt. Der K-Bus kommt dann zum Einsatz, wenn ein EWS-Signal auf der CAN-Datenleitung nicht gesendet werden kann.
> E83: Datenübertragung zwischen EWS-Steuergerät und DME/DDE wie bisher über die direkte EWS-Datenleitung.

Einsatz der EWS (4. Generation):

Entwicklungs-baureihe

Motoren

Motorsteuergerät

Leistungsstufen:
T = TOP
O = obere Leistungsstufe
M = mittlere Leistungsstufe
U = untere Leistungsstufe
K = kleinste Leistungsstufe
Freigaberelevante Überarbeitung:
0 = Neuentwicklung
1-9 =Überarbeitung

E60, E61, E63, E64

N52B25U1, N52B25O1, N52B30M1, N52B30O1

MSV80

N53B25U0, N53B30U0, N53B30O0, N54B30O0

MSD80

N43B20O0

MSD80.2

N46B20O2

MEV17.2.1

N47D20O0

DDE70

E81, E82, E87, E88, E90, E90 M3, E91, E92, E92 M3, E93, E93 M3

N43B16, N43B20U0, N43B20O0

MSD80.2

N45B16O2, N46B20U2, N46B20O2

MEV17.2.1

N51B30M0, N52B25U1, N52B25O1, N52B30U0, N52B30M1, N52B30O1

MSV80

N47D20U0, N47D20O0

DDE70

N53B30U0, N53B30O0, N54B30O0

MSD80

S65

MSS60

E83

N52B25O1, N52B30U1, N52B30O1

MSV80

N46B20O2

MEV17.2.1

N47D20O0

DDE70

E70

N52B30O1

MSV80

R55, R56

N12

MEV17.2

N14

MED17.2

 

Bauteil-Kurzbeschreibung

Folgende Bauteile für die EWS werden beschrieben:

Fernbedienung mit integriertem Transponderchip

In jeder Fernbedienung ist ein Transponderchip integriert, der sowohl senden als auch empfangen kann. Die Datenübertragung erfolgt wie bei einem Transformator zwischen der Ringantenne im Einschubschacht bzw. Zündschloss (nur E83) und dem Transponderchip. Die Fernbedienung sendet Daten an das EWS- bzw. CAS-Steuergerät und empfängt Daten von diesem.

Im Transponderchip ist auch die Berechtigung der Fernbedienung für das jeweilige Fahrzeug codiert.

Das EWS- bzw. CAS-Steuergerät kann max. 10 zum Steuergerät passende Fernbedienungen verwalten, d. h. es können max. 6 Fernbedienungen als Ersatz besorgt werden.
Das EWS- bzw. CAS-Steuergerät kann die einzelnen Fernbedienungen identifizieren. Somit ist es möglich, einzelne Fernbedienungen zu sperren oder freizugeben. Treten während der Kommunikation zwischen EWS- bzw. CAS-Steuergerät und den einzelnen Fernbedienungen Fehler auf, so werden diese im Fehlerspeicher - für jede einzelne Fernbedienung getrennt - abgelegt.

Ringantenne

Im Einschubschacht für die Fernbedienung bzw. um das Zündschloss (nur E83) befindet sich eine Ringantenne (Spule) zur Abfrage des Transponderchips. Über die Ringantenne kommunizieren Transponderchip und EWS- bzw. CAS-Steuergerät.

Elektrische Lenkungsverriegelung

Bei Fahrzeugen mit einer elektrischen Lenkungsverriegelung, wird diese, nach Authentisierung durch das CAS, elektrisch bestromt. Erst jetzt kann eine Entriegelung oder Verriegelung durchgeführt werden. Ein Motorstart wird nur erlaubt, wenn die elektrische Lenkungsverriegelung entriegelt und gesichert ist.

EWS-Datenleitung

> E83
Über die EWS-Datenleitung authentisieren sich EWS-Steuergerät und DME/DDE gegenseitig.

Wählhebelposition ”P” oder ”N” beim Automatikgetriebe

Bei Fahrzeugen mit Automatikgetriebe erfolgt eine Startfreigabe durch das EWS- bzw. CAS-Steuergerät nur, wenn sich der Wählhebel in Position ”P” oder ”N” befindet.

Folgende Steuergeräte sind an der elektronischen Wegfahrsperre (EWS) beteiligt:

CAS: Car Access System

> nicht E83

Das CAS-Steuergerät ist das Master-Steuergerät für die EWS. Die EWS ist im CAS integriert.

Im CAS-Steuergerät ist der Geheimschlüssel manipulationssicher gespeichert.

Das CAS-Steuergerät ist ein Bus-Teilnehmer am K-CAN (Karosserie-CAN) und am K-Bus (Karosserie-Bus).
Das CAS-Steuergerät ist die Schnittstelle zum Einschubschacht für die Fernbedienung.

GR_FB1207019

Index

Erklärung

Index

Erklärung

1

Comfort Access System (CAS)

2

Junction Box Elektronik (JBE) bzw. Karosserie-Gateway-Modul (KGM)

3

Digitale Motor Elektronik (DME) bzw. Digitale Diesel Elektronik (DDE)

4

Elektronische Getriebesteuerung (EGS)
> nur E70:
Anschluss am K-Bus

5

Komfortzugang (CA: Comfort Access)

6

Fernbedienungsempfänger

7

Elektrische Lenkungsverriegelung

8

START-STOP-Taste

9

Einschubschacht mit Fernbedienung

10

Starter

Kl. 30L

Klemme 30L

Kl. 50L

Klemme 50L

K-Bus

Karosserie-Bus (auch CAS-Bus genannt)

K-CAN

Karosserie-CAN

PT-CAN

Powertrain-CAN

 

 

 

EWS-Steuergerät

>  nur E83

Das EWS-Steuergerät ist ein Bus-Teilnehmer am K-Bus (Karosserie-Bus).
Das EWS-Steuergerät ist die Schnittstelle zum Zündschloss.

GR_FB1207020

Index

Erklärung

Index

Erklärung

1

Elektronische Wegfahrsperre (EWS)

2

Starter

3

Digitale Motor Elektronik (DME) bzw. Digitale Diesel Elektronik (DDE)

4

Elektronische Getriebesteuerung (EGS)

5

Kupplungsschalter bei Schaltgetriebe (abhängig von der Länderausführung)

6

Ringantenne (Spule)

7

Zündanlassschalter

8

Instrumentenkombination (KOMBI)

9

Grundmodul (GM)

 

 

K-Bus

Karosserie-Bus

Kl. 50

Klemme 50

PT-CAN

Powertrain-CAN

 

 

 

DME/DDE: Digitale Motor Elektronik / Digitale Diesel Elektronik

Das DME-/DDE-Steuergerät gibt nur dann den Start frei, wenn ein korrektes Freigabesignal vom EWS- bzw. CAS-Steuergerät angekommen ist. In der DME/DDE ist der Geheimschlüssel manipulationssicher gespeichert.

JBE: Junction Box Elektronik

> E70, E81, E82, E87, E88, E90, E91, E92, E93, R55, R56
Die JBE ist die Datenschnittstelle zwischen PT-CAN (Powertrain-CAN) und K-CAN (Karosserie-CAN).

KGM: Karosserie-Gateway-Modul

> E60, E61, E63, E64
Das KGM ist die Datenschnittstelle zwischen PT-CAN (Powertrain-CAN) und K-CAN (Karosserie-CAN).

KOMBI: Instrumentenkombination

> E83
Die Instrumentenkombination KGM ist die Datenschnittstelle zwischen PT-CAN (Powertrain-CAN) und K-Bus (Karosserie-Bus).

EGS: Elektronische Getriebesteuerung

> nur E70
Die elektronische Getriebesteuerung (EGS) ist als weitere Wegfahrsperre in die EWS der 4. Generation eingebunden. Das EGS-Steuergerät ist Bus-Teilnehmer am K-Bus.
Eine Freigabe der Getriebefunktion erfolgt nur, wenn CAS-Steuergerät und EGS-Steuergerät sich gegenseitig authentisieren.

CA: Komfortzugang

Bei der SA 322”Komfortzugang” (CA: Comfort Access) ist statt der üblichen Fernbedienung ein Identifikationsgeber notwendig. Der Identifikationsgeber erfüllt auch die üblichen Funktionen der Fernbedienung.
Das Steuergerät für Komfortzugang (CA-Steuergerät) steuert die Innenraumantennen und die Außenraumantennen an. Damit werden mögliche Identifikationsgeber abgefragt. Gleichzeitig wird der FBD-Empfänger für antwortende Identifikationsgeber aktiviert (FBD: Fernbedienungsdienst).
Das CAS-Steuergerät ist das Master-Steuergerät für alle Funktionen der SA ”Komfortzugang”:

Systemfunktionen

Folgende Systemfunktionen sind für die EWS beschrieben:

Steuerung der elektrischen Lenkungsverriegelung

Beim Entriegelungsvorgang wird ein Authentisierungsverfahren durchlaufen zwischen dem Car Access System (CAS) und der elektrischen Lenkungsverriegelung. Die elektrische Lenkungsverriegelung darf die Entriegelung nur nach einem positiven Ausgang des Authentisierungsverfahrens starten. Aus Sicherungsgründen ist die elektrische Lenkungsverriegelung während der Fahrt nicht bestromt. Die elektrische Lenkungsverriegelung wird nur für den Entriegelungsvorgang oder den Verriegelungsvorgang mit Spannung versorgt.

Startfreigabe

Wenn die Identifikationsdaten korrekt sind, steuert das CAS-Steuergerät über ein im Steuergerät befindliches Relais den Starter an. Gleichzeitig sendet das CAS-Steuergerät dem DME-Steuergerät ein kodiertes Freigabesignal für den Motorstart. Das DME-Steuergerät gibt nur dann den Start frei, wenn ein korrektes Freigabesignal vom CAS-Steuergerät angekommen ist.

Nach Einstecken des Zündschlüssels in das Zündschloss bzw. der Fernbedienung in den Einschubschacht findet folgender Ablauf statt:

In den Steuergeräten sind identische Wechselkodes gespeichert, deren Wert sich nach jedem Startvorgang ändert. Der Wechselkode wird aus einer Zufallszahl und dem Geheimschlüssel gebildet.

 

Hinweise für den Service

Allgemeine Hinweise


Abgleich Motorsteuerung mit elektronischer Wegfahrsperre

Mit Einführung der neuen EWS (4. Generation) entfällt der Abgleich zwischen Motorsteuergerät und elektronischer Wegfahrsperre.

Ab diesem Zeitpunkt können bestimmte Steuergeräte nur noch mit spezifisch für das jeweilige Fahrzeug bestellten Steuergeräten getauscht werden.

Hinweis! Vorgehensweise bei defektem Steuergerät!

Wenn das CAS, die EWS (nur E83) oder die DME/DDE defekt ist, muss eine bestimmte Vorgehensweise eingehalten werden.
Das benötigte Steuergerät muss genau für das Fahrzeug bestellt werden. Dazu sind die Fahrzeugdaten (Fahrgestellnummer) erforderlich.
Ein EWS-Abgleich ist nach Steuergerätetausch nicht notwendig.

> E70
Beim Tausch der elektronischen Getriebesteuerung ist ein Abgleich notwendig. Beim Abgleich überträgt das CAS-Steuergerät einen individuellen Kode an das EGS-Steuergerät. Dieser individuelle Kode wird für das Authentisierungsverfahren zur Freigabe der Getriebefunktion benötigt.

Wichtig!

Ein Probetausch der Steuergeräte mit Geheimschlüssel ist nicht möglich!

Reserveschlüssel

Reserveschlüssel können nur über einen BMW-Händler von einem BMW Teilevertrieb bezogen werden. Dort wird einer der 6 Reserveschlüssel zum Fahrzeug passend programmiert. Dieser Schlüssel ist keine Kopie des verlorenen Schlüssels, sondern ein neuer Schlüssel.

Es können insgesamt nicht mehr als 6 zum verbauten EWS-Steuergerät passende Reserveschlüssel hergestellt und ausgeliefert werden.

Wird ein neuer Schlüssel zum allerersten Mal ins Zündschloss gesteckt, kommt es zu einer merklichen Startverzögerung von 1 bis 2 Sekunden. Ab dann muss der Startvorgang verzögerungsfrei ablaufen.

Verlorene Schlüssel müssen über die Diagnose gesperrt werden. Siehe auch ”Besonderheiten des Diagnoseprogramms”.

Vorsicht!

Jede Schlüsselanforderung wird dokumentiert, damit Anfragen von Versicherungen und Behörden nachgegangen werden kann.

Wiederbeschaffung bei Verlust aller Fernbedienungen bzw. Zündschlüssel

Bei Verlust aller Fernbedienungen bzw. Zündschlüssel wird ein neues EWS- bzw. CAS-Steuergerät benötigt.

Servicefunktionen

Fernbedienungen bzw. Zündschlüssel sperren/freigeben

Es ist möglich, über die Diagnose (Servicefunktionen) einzelne Fernbedienungen bzw. Zündschlüssel elektronisch zu sperren bzw. freizugeben.

Wichtig!

Elektronisch gesperrt bedeutet, dass sowohl der Starter als auch das Motorsteuergerät nicht zum Start freigegeben werden. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass auch ein elektronisch gesperrter Zündschlüssel mechanisch nach wie vor passt, d. h. alle Klappen und Türen weiterhin geöffnet werden können.

Anzeige der bisher in diesem Fahrzeug verwendeten Fernbedienungen bzw. Zündschlüssel

Hier wird für jeden einzelnen der vom EWS- bzw. CAS-Steuergerät verwalteten Zündschlüssel (Fernbedienung) angezeigt, ob er bereits mindestens einmal vom EWS- bzw. CAS-Steuergerät erkannt wurde, d. h. es ist möglich, auch bei älteren Fahrzeugen nachzuvollziehen, wie viele Fernbedienungen bzw. Zündschlüssel bereits in diesem Fahrzeug verwendet wurden.

 

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